Es ist Donnerstag Nachmittag an einem heißen Julitag. 34 Grad Celsius misst das Thermometer. Jene Wiener*innen, die nicht auf Urlaub sind, schwitzen im Büro oder liegen im Gänsehäufel.
An Einkaufen am Markt denken die wenigsten. Trotzdem kann von Sommerloch keine Rede sein: Acht motivierte Standler*innen, Gebietsbetreuung Stadterneuerung und Marktamt nützen diesen ruhigen Nachmittag, um Ideen beim Markt-Stammtisch auszubrüten. Was braucht es am Markt, damit er noch toller wird? Die Ideen sprudeln so kräftig wie die Limonade in der Karaffe.
Ein Punktesammelpass für Kund*innen. Eine Wiederholung des Designmarktes. Mehr Werbung für den Markt. Aber am dominantesten ist in der brütenden Hitze wieder mal ein Thema:
Die Gestaltung des Marktangers
Im Leitbild, das 2018 einstimmig im Bezirk beschlossen wurde steht, dass bis ca. 2030 ein freier Marktanger in der Mitte des Marktes entstehen soll. Sobald ein Stand frei wird und leersteht, wird er auf Bezirkskosten abgerissen. Anstatt der engen Gänge soll eine großzügige Freifläche für den stetig wachsenden Bauernmarkt, für Sitzgelegenheiten, Gastgärten und Begrünung entstehen. Der Bauernmarkt soll nicht wie bisher auf einem separaten Platz am Ende des Marktes stattfinden, sondern sich mit den fixen Ständen verbinden. Somit haben alle etwas vom Besucher*innenansturm zu Bauernmarktzeiten. In den letzten Jahren wurde dieses Vorhaben Schritt für Schritt vorangetrieben: drei leere Stände der Mittelzeile wurden bereits entfernt. Hier bietet sich jetzt ein freier Blick auf den wunderschönen Schlingerhof und Platz für eine künftige Gestaltung.
Gebietsbetreuung Stadterneuerung sammelt seit 2018 Ideen
Neben Bezirk und Marktamt kommt der Gebietsbetreuung Stadterneuerung (GB*), die direkt beim Markt ihr Stadtteilbüro hat, eine spezielle Rolle in der Aktivierung des Marktviertels zu. Seit das Stadtteilbüro 2018 an dem Standort seine Pforten öffnete, ist das Team der GB* in täglichem Austausch mit den Marktstandler*innen, den Geschäften, Besucher*innen, Bewohner*innen und Institutionen im Viertel. In zwei großen Workshops wurden Ideen der Geschäftsleute zur Attraktivierung ihres Marktes und des Marktangers gesammelt, Interviews mit lokalen Akteur*innen wurden geführt und in der Broschüre „Stimmen für den Schlingermarkt“ dokumentiert, Bewohner*innen-Ideen wurden auf Tafeln gesammelt und das Format der Markt-Stammtische zum Austausch unter den Marktleuten initiiert. Das Resultat aus fünf Jahren Stadtteilarbeit am Markt: Tausende Ideen, viele davon so konkret und realistisch, dass sie in einem Planungsprozess Anwendung finden können.
Schatten und Aufenthalt am wichtigsten
Das für alle Beteiligten wichtigste Thema der letzten Jahre ist die Beschattung der Stände und Freiräume. Mit der Klimakrise hat das Thema auch am Schlingermarkt an Fahrt gewonnen. Durch den Wegfall der engen, dunklen Gänge zwischen den Ständen fällt natürlich auch der Wind- und Wetterschutz weg. Was im Winter lästig ist, sorgt in den immer heißer werdenden Sommermonaten bei Standler*innen und Kund*innen für Stirnrunzeln und Schweißperlen. Denn auch wenn die Standler*innen großzügig Markisen montieren, um die Waren vor der Sonneneinstrahlung zu schützen, sind die Besucher*innen weiter der Hitze ausgesetzt. Und das hält viele davon ab, sich an heißen Tagen auf den Markt zu begeben.
Ein zweites Thema ist die Aufenthaltsqualität am Markt: Längst ist im Viertel das Bewusstsein angekommen, dass ein Markt nicht bloß Ort der Nahversorgung, sondern auch des Aufenthaltes ist. Die Floridsdorfer*innen wollen sich hier treffen, gemeinsam Essen, Verweilen, Plaudern können. Feste könnten in der Mitte des Marktes anstatt auf der großen Bauernmarktfläche am Ende des Marktest stattfinden. Doch dafür braucht es Sitzgelegenheiten, auch außerhalb der Gastgärten. Viele erinnern sich an die Holzdreiecke, die eine Zeit lang als bequemes Stadtmöbel den Markt bereicherten. Andere wünschen sich Tische mit Bänken, an denen auch gemeinsam gegessen oder Schach gespielt werden kann. Auch der Ruf nach Angeboten für Kinder ist immer wieder zu hören, sowie die Möglichkeit für Bewohner*innen, niederschwellig am Marktgebiet selbst kleine Veranstaltungen wie Konzerte und Workshops zu initiieren.
Gestaltung und Begrünung
Just diesen Sommer wird die wichtigste fuß- und radläufige Verbindung vom Bahnhof zum Markt attraktiviert: Die Schleifgasse, bisher gezeichnet durch parkende Autos beiderseits der Einbahnstraße, wird umgestaltet: Viele neue Bäume, mehr Platz für Fußgänger*innen, Pflasterung statt Beton, Fassadenbegrünung. Optisch wird sie eine Fortsetzung der Pius Parsch Promenade, nur mit Fahrbahn. Auf der anderen Seite des Marktes wurde 2019 der Eingangsbereich bei der Brünner Straße mit Staudenbeeten und Sitzgelegenheiten neu gestaltet. Immer wieder kommt der Ruf, die Gestaltung dieser beiden Zugänge zum Markt auch in den künftigen Marktanger hineinzuziehen. Fassadenbegrünungen an den Marktständen, Staudentröge, der ein oder andere Baum wurden vielfach als Beispiele genannt. Der 2019 errichtete Cool Spot hat die Marktleute und -besucher*innen auf den Geschmack nach mehr Grün gebracht.
Zukunftsfitter Schlingermarkt
Eines ist jedenfalls deutlich: Den Menschen liegen der Markt und seine Entwicklung am Herzen. Fast jede*r hat Ideen und Wünsche an seine Gestaltung. Vor allem, wo es immer heißer wird sorgen sich viele darum, auch im Sommer noch auf dem schönen Platz am Markt ihre Zeit verbringen zu können. Die gesammelten Ideen werden von Bezirk, Marktamt und GB* dokumentiert und aufgegriffen. Welche Vorschläge habt ihr für den Schlingermarkt?