Der Schlingermarkt wird bekannterweise von zwei großen Gemeindebauten umrahmt. Von drei Seiten wird er vom Schlingerhof begrenzt, seine Geschichte können sie hier nachlesen. An der vierten Seite, entlang der Pitkagasse, befindet sich der Conrad-Lötsch-Hof.
Der Bau des Conrad-Lötsch-Hof
Wo heute der Conrad-Lötsch-Hof steht, befanden sich vorwiegend Ein- bis Zweigeschoßige Wohnhäuer mit einem Friseur und einer Trafik im Erdgeschoss. Außerdem gab es im jetzigen Innenhof einen Tennisplatz, der im Winter in einen Eislaufplatz verwandelt wurde!
In den 1960er und 70er Jahren war der Wohnungsbedarf in Wien sehr hoch, was zu einem großen Wohnbauboom führte. Immer mehr Stadtrandgebiete wurden erschlossen und damit als Wohnraum attraktiver.
Im Zuge diese Wohnbaubooms wurde in Floridsdorf, entlang der Brünner Straße von 1961 bis 1962 der Conrad-Lötsch-Hof erbaut. Der Gemeindebau besteht aus vier aneinander anschließenden Bauteilen, ist vier Stockwerke hoch und bietet Platz für insgesamt 186 Wohnungen.
Vom Schlosser zum langjährigen Bezirkspolitiker
Conrad Lötsch wurde 1878 in Oberösterreich als eines von 10 Kinder geboren. Der Vater starb früh, weshalb die Kinder in sehr ärmlichen Verhältnisse aufwuchsen. Lötsch fing eine Schlosserlehre an, seine Wanderschaft führte in 1898 nach Floridsdorf, wo er in der Norbahnwerkstätte zu arbeiten begann. Er engagierte sich in der Gewerkschaft und etwas später auch in der Partei. Als es 1918 zu Arbeiterstreiks gegen den 1. Weltkrieg kam, wurde Conrad Lötsch zum Sprecher der Floridsdorfer Bewegung.
Von 1918 bis zur Auflösung 1934 saß er im Gemeinderat und war außerdem noch Vorsitzender der Arbeiter- und Soldatenrats sowie Bezirkssekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Sowohl 1934 als auch 1944, während den Februarkämpfen bzw. dem zweiten Weltkrieg, war er jeweils für mehrere Woche im Gefängnis.
Nach dem zweiten Weltkrieg war er wieder von 1945 bis 1954 im Gemeinderat, u.a. als Klubobmann, dritter Präsident im Wiener Landtag und fungierte für einige Monate als stellvertretender Bezirksvorsteher.
Eine beachtliche Lebensgeschichte, die gewürdigt wurde, in dem ein Gemeindebau nach ihm benannt wurde und somit sein Name nicht in Vergessenheit gerät!