Vakhit und Elmira Ehanaev führen einen kleinen russischen Lebensmittelladen im Durchgang vom Schlingermarkt zur Brünner Straße. Wer das Geschäft betritt, findet sich inmitten von bunten Verpackungen, exotisch anmutenden Einmachgläsern und Kisten voll geheimnisvoller Spezialitäten wieder. Vor 14 Jahren ist das Paar aus Tschetschenien nach Österreich gekommen; vor 1.5 Jahren haben sie das kleine Geschäft beim Schlingermarkt übernommen. Hinter der Kasse hängen Zeichnungen ihrer Kinder, die Auslage ist mit russischen Puppen geschmückt.
„Alles, was hier verkauft wird, haben wir auch in Tschetschenien gegessen“,
verrät Frau Elmira und gibt eine kleine Führung durch ihr Geschäft. Schnell wird klar, dass es hier Sachen gibt, die man sonst lange suchen würde: In Salzlake eingelegte Melonen (!), Butterpilze und Tomaten, kalt geräucherte Makrele, gerösteter Buchweizen und – das darf natürlich nicht fehlen – Kaviar, dessen glänzende schwarze Bällchen in kleinen Gläsern die Vitrinen füllen.
„Viele meiner Kunden kommen aus Russland, Weißrussland, der Ukraine, Rumänien, Serbien, … aber ich habe auch österreichische Stammkunden.“
Gerade kommt ein älteres Paar herein, das sieben Tafeln Schokolade in einer schönen, goldenen Verpackung kauft – sonst nichts. „Das ist die beste Schokolade der Welt!“ verrät der Herr auf unsere überraschten Gesichter hin. Ein paar Worte werden ausgetauscht, dann verschwindet das Paar wieder im Getümmel der Brünner Straße.
„Ich bin im Verkauf groß geworden. Schon als 14-jährige habe ich in den Schulferien im Betrieb meiner Eltern in Tschetschenien mitgeholfen“ erzählt die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin.
Ihr Rezept für den Schlingermarkt? „Einheitlichere und gemeinsame Öffnungszeiten wären wichtig! Sonst verwirrt das die Kunden. Wenn ich einmal mein Geschäft zwei Tage zusperre, kommen danach viel weniger Leute zu mir.“
Jedenfalls steht sie gerne im Geschäft beim Schlingermarkt, das liest man ihrem Gesichtsausdruck an, wenn man ihre kleine russische Welt inmitten von Floridsdorf betritt.