Das erste Adventwochenende in Floridsdorf
Das Wochenende begann in Floridsdorf zwar nicht mit einem dichten Schneefall wie früher, sondern mit klirrender Kälte. Der Pius-Parsch-Platz war gut besucht und an den Ständen des Adventmarktes am Franz-Jonas-Platz funkelten Lichterkette und weihnachtliche Dekoration um die Wette. Es roch nach Glühwein und Gemütlichkeit. Doch es war nicht die Deko, die den Tag besonders machte, sondern die Menschen.
Eine Standlerin, die seit vielen Jahren am Schlingermarkt mit Waren und offenen Ohren bereitsteht, hatte eine Idee: Sie stellte an ihrem Stand eine Kiste mit kleinen Zetteln auf, auf denen einfache Botschaften standen wie: „Lächle heute jemandem zu“ oder „Hilf jemandem, der es braucht“. „Floridsdorf wird heute freundlicher“, erklärte sie lächelnd, als der im Stadtteil bekannte Fladenbrotbäcker vorbeispazierte.
„Das klingt schön“, meinte er und zog einen Zettel. Er las: „Schenke jemandem ein Gespräch.“
Der Bäcker schlenderte weiter und entdeckte vor seiner Bäckerei einen jungen Mann, der eifrig in seinen Taschen wühlte. Haben Sie alles, was Sie brauchen?“ fragte er. Der Mann, etwas überrascht, blickte auf. „Eigentlich nicht“, gestand er. „Ich bräuchte dringend ein Taschentuch.“ Der Bäcker lachte. „Kommen Sie, ich habe drinnen eine Serviette für sie, die tuts auch. Und außerdem schenke ich ihnen einen Sesamring aufs Haus.“
Währenddessen zog die kleine Lisa, die mit ihrer Oma am Adventmarkt war, ebenfalls einen Zettel. „Teile etwas, das du liebst.“ Sie dachte kurz nach und gab dann ihr Lebkuchenherz einem anderen Mädchen, das sehnsüchtig auf den Stand schaute. Das Mädchen strahlte, und die beiden Kinder begannen zu spielen und um die Wette zu lachen.
Bald hatte sich die Idee herumgesprochen. Die Menschen in Floridsdorf hielten an, lächelten einander zu, halfen einander mit kleinen Gesten. Ein alter Mann bekam Hilfe beim Tragen seiner Einkaufstaschen. Ein Teenager bot an, den Müll und die Tschickstummel wegzuwerfen, die sich bei den Sitzmöglichkeiten angesammelt hatte.
Am Abend trafen sich viele Floridsdorfer wieder am Markt, um eine heiße Tasse Glühwein zu trinken. „So ein schöner Tag war das heute“, sagte die Marktstandlerin zufrieden, während sie den anderen zuprostete und ihre Hände am Häferl wärmte. Der Fladenbrotbäcker nickte. „Manchmal braucht es nur eine kleine Idee, um das Beste in den Menschen hervorzubringen.“
Und so ging das erste Advent-Wochenende in Floridsdorf zu Ende – mit Lichtern, Lachen und einem Gefühl von Zusammenhalt.